Frauengesundheit

Wechseljahre oder doch lieber Klimakterium?

Eigentlich ist der Ausdruck Klimakterium ein Fachbegriff für „die Wechseljahre“. Ich mag Wechseljahre viel lieber, sagt es doch einiges aus über den langen Zeitraum, über den wir reden. Klimakterium ist griechisch und heißt „Wende- oder Wechselpunkt“, was eher eine Momentaufnahme darstellt.

Aber natürlich gibt es hier, wie überall, unterschiedliche Betrachtungsweisen. Und nur, weil ein Umstand aus einem bestimmten Blickwinkel so und so aussieht, heißt das nicht, dass andere Perspektiven falsch sind. In diesem Artikel bemühe ich mich, verschiedene Erklärungen für das Phänomen der Menopause, der Wechseljahre, oder eben des Klimakteriums zu finden. So etwas gibt es übrigens nur beim Menschen (auch bei Männern – wenn auch nicht so ausgeprägt).

Die schulmedizinische Sichtweise auf die Wechseljahre

Machen wir doch mal den Faktencheck:

Das Klimakterium bzw. die Wechseljahre bezeichnen die Phase im Leben einer Frau, die mit dem Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Lebensphase verbunden ist. Sie umfasst die Jahre vor, während und nach der letzten Menstruation (Menopause).

Diese Phase ist geprägt durch hormonelle Veränderungen, insbesondere einen Rückgang der Produktion von Östrogen und Progesteron durch die Eierstöcke. Dadurch können verschiedene körperliche und psychische Symptome auftreten, wie:

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit
  • Scheidentrockenheit
  • Gewichtszunahme
  • Veränderungen der Haut und Haare
  • Konzentrationsprobleme

Der Beginn ist schleichend, üblicherweise zwischen Anfang 40 und Mitte 50, wobei der genaue Zeitpunkt individuell unterschiedlich ist.

Dauer der Wechseljahre

Die Wechseljahre dauern im Durchschnitt 7 bis 10 Jahre, können aber individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Die gesamte Phase des Klimakteriums lässt sich grob in drei Abschnitte unterteilen:

  1. Prämenopause:
    • Beginn: Oft in den späten 30ern oder frühen 40ern.
    • Hormonelle Schwankungen treten auf, und der Zyklus kann unregelmäßiger werden.
    • Dauer: Einige Jahre bis kurz vor der Menopause.
  2. Menopause:
    • Die eigentliche Menopause ist die letzte Monatsblutung, die nachweislich (rückblickend) eintritt, wenn 12 Monate keine Menstruation mehr aufgetreten ist.
    • Durchschnittsalter in Deutschland: Etwa 52 Jahre.
  3. Postmenopause:
    • Beginnt nach der Menopause und dauert mehrere Jahre, oft bis etwa zum 60. Lebensjahr. In dieser Phase stabilisiert sich der Hormonspiegel auf einem niedrigeren Niveau, und die typischen Symptome lassen allmählich nach.

Wir sehen also, dass der gesamte Zeitraum, vom Beginn der Prämenopause bis zum Ender der Postmenopause ca. 20 Jahre beträgt!

Die stärksten Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen treten meist in den Jahren vor und nach der Menopause auf (Perimenopause). Diese problematische Phase dauert in etwa 4–8 Jahre, kann aber kürzer oder länger sein.

Wichtig: Die Dauer und Intensität der Wechseljahre sind individuell unterschiedlich und hängen von genetischen Faktoren, Lebensstil, Gesundheit und anderen Einflüssen ab.

Die Wechseljahre aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin

Balance TCMDas Leben besteht aus ständigem Wandel. Wenn die Veränderungen langsam und sanft stattfinden, bleibt das Energiesystem dabei im Gleichgewicht. Verschiedene Lebensphasen zu durchlaufen ist also vollkommen natürlich und im Grunde genommen eine Lebensäußerung an sich (soviel zu der Idee in unserer westlichen, vom Jugendwahn geprägten Gesellschaft, das Altern und auch die Wechseljahre verhindern zu wollen).

Wenn Yin und Yang ausgewogen sind, wenn genügend Qi und Blut vorhanden ist, wenn die nährenden und befeuchtenden Säfte produziert werden können – dann kann die Energie frei fließen und wir können die Wandlungsphasen unseres Lebens stressfrei durchlaufen.

Leider ist das nicht immer der Fall denn lange anhaltender Stress, Arbeitsüberlastung, Ernährungsfehler, Vorerkrankungen, medizinische Eingriffe etc. können das notwendige Gleichgewicht empfindlich stören. Anfangs fällt das überhaupt nicht so sehr ins Auge: der Körper kann vieles über lange Jahre hinweg recht gut kompensieren. Und wir schauen in der Regel ja auch nicht so gerne genau hin. Wer kennt diese Haltung nicht: „das wird schon wieder“ – „das muss gehen“ – „stell dich nicht so an“ – „nimm doch eine Aspirin“… das könnte man lange fortsetzen.

Und dann passiert es! Irgendwann im Verlauf der Wechseljahre kommt der Körper an einen ganz bestimmten Punkt: nämlich dann, wenn die Kompensationsmechanismen plötzlich nicht mehr funktionieren. Das hormonelle Gleichgewicht lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Auf „chinesisch“: Der Yin-Anteil (entspricht dem Östrogen) bricht ziemlich plötzlich dramatisch ein. Das wäre alles halb so wild, wenn das ganze „Drumherum“ siehe oben – stabil wäre. Ist es aber häufig nicht und jetzt kommen die Probleme, und zwar sehr individuell je nach persönlicher Schieflage oder Mangelsituation:

TCM-Interpretation von Wechseljahrsproblemen

  1. Immer vorhanden: Mangel von Nieren-Yin
    • Hitzewallungen
    • aufsteigende Hitze, leere Hitze macht Schlafstörungen
    •  Trockenheit der Schleimhäute
  2. Qi-Mangel: Schweißausbrüche, Müdigkeit, Gewichtszunahme
  3. Mangel im Blutaspekt, denn das Blut gehört zum Yin 
    • Herzblutmangel: Herzklopfen, Schlafstörungen, emotionale Instabilität
    • Leberblutmangel: Stimmungsschwankungen, unruhiger Schlaf, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Arthrose

Durch die Unausgewogenheit der Energien kommt es oft zu Energie-Stau, der sogenannten Leber-Qi-Stagnation. Bedingt durch ständigen Alltagsstress sind wir alle häufig Opfer von Leber-Qi-Stagnation, die sich dann aber in sehr belastendem Ausmaß verstärken kann.

Im Einzelfall muss immer geschaut werden, wie die Zusammenhänge sind und welches Muster überwiegt. Es geht also niemals ausschließlich um Symptombekämpfung sondern auch die Ursachen müssen erkannt und angegangen werden.

In meiner Praxis kann ich Sie nach einer gründlichen Anamnese mit Akupunktur und chinesischen Heilkräutern behandeln, um die Balance in Ihrem Energiesystem zu unterstützen.  Zur Stressreduktion bieten sich zusätzlich natürlich auch Meditation und Achtsamkeitsübungen an.

Ernährung in den Wechseljahren

Lebensmittel WechseljahreUm eine gesunde und funktionstüchtige Körperstruktur zu erhalten müssen wir unserem Körper natürlich auch die notwendigen Baustoffe dafür zuführen. Das geht am allerbesten durch eine leckere Vollwerternährung. Die Ernährung spielt während der Wechseljahre außerdem eine  wichtige Rolle, da die hormonellen Veränderungen Auswirkungen auf den Stoffwechsel, die Knochengesundheit und das  Herz-Kreislauf-System haben. Hier einige Ernährungstipps, die in dieser Phase hilfreich sein können:

1. Hormonelle Balance unterstützen

  • Phytoöstrogene: Diese pflanzlichen Stoffe ähneln dem Hormon Östrogen und können helfen, Hormonungleichgewichte auszugleichen. Sie finden sich in:
    • Sojaprodukten (z. B. Tofu, Sojamilch)
    • Leinsamen
    • Hülsenfrüchten (z. B. Kichererbsen, Linsen)

2. Knochengesundheit stärken

Während der Wechseljahre erhöht sich das Risiko für Osteoporose durch den Rückgang des Östrogenspiegels. Daher sind knochenstärkende Nährstoffe wichtig:

  • Kalzium: Gute Quellen sind:
    • Milchprodukte (z. B. Joghurt, Käse)
    • Grünkohl, Brokkoli, Mandeln, Sesam
  • Vitamin D: Fördert die Kalziumaufnahme. Es wird durch Sonnenlicht in der Haut produziert, ist aber auch in Lebensmitteln wie fettem Fisch (z. B. Lachs, Makrele), Eiern und angereicherten Produkten enthalten. Vitamin D wird in der Haut gebildet unter Einfluss von Sonnenlicht. Sich viel an der frischen Luft aufzuhalten, fördert die Vitamin D Produktion. Lesen Sie hierzu gerne auch meinen blogartikel zum Vitamin-D

3. Herz-Kreislauf-Gesundheit fördern

Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt nach der Menopause. Eine herzgesunde Ernährung ist daher wichtig:

  • Ungesättigte Fette: Aus Nüssen, Avocado, Olivenöl und fettem Fisch.
  • Omega-3-Fettsäuren: In Fisch (z. B. Lachs, Makrele) oder Walnüssen.
  • Ballaststoffe: Fördern die Herzgesundheit und regulieren den Cholesterinspiegel. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

4. Gewichtszunahme vorbeugen

Der Stoffwechsel verlangsamt sich in den Wechseljahren oft, wodurch Gewichtszunahme begünstigt wird:

  • Zucker und einfache Kohlenhydrate reduzieren: Vermeiden Sie Süßigkeiten, Weißbrot und zuckerhaltige Getränke.
  • Vollkornprodukte bevorzugen: Vollkornbrot, Haferflocken, Quinoa und brauner Reis sättigen länger und halten den Blutzucker stabil.
  • Proteinreiche Lebensmittel: Mageres Fleisch, Fisch, Eier, Hülsenfrüchte und Tofu unterstützen den Muskelaufbau und halten lange satt.

5. Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen lindern

  • Vermeiden Sie Trigger: Alkohol, Koffein und scharfe Gewürze können Hitzewallungen verstärken.
  • Magnesium und B-Vitamine: Diese Nährstoffe helfen, das Nervensystem zu beruhigen und Stimmungsschwankungen auszugleichen. Enthalten in Nüssen, Samen, Bananen, Vollkornprodukten und grünem Blattgemüse.

6. Ausreichend trinken

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 1,5–2 Liter Wasser pro Tag) ist wichtig, um die Hautfeuchtigkeit zu unterstützen und Kreislaufprobleme zu vermeiden.

7. Antioxidantien für die Haut

Um die Hautalterung durch hormonelle Veränderungen zu reduzieren, helfen antioxidative Nährstoffe:

  • Vitamin C: In Zitrusfrüchten, Paprika, Beeren und Brokkoli.
  • Vitamin E: In Nüssen, Samen und Pflanzenölen.

 

Mikronährstoffe in den Wechseljahren

Mikronährstoffe KapselnEs ist garnicht so einfach, sich wirklich gesund zu ernähren. Manchmal kann es trotz aller Mühen zu einem gewissen Mangel kommen oder man möchte bestimmte Nährstoffe vermehrt zuführen weil sie den Stoffwechsel in dieser besonderen Phase stabilisieren und sogar Wechseljahrsbeschwerden lindern können. Wie das geht, erkläre ich gerne hier:

Der Östrogenmangel beeinflusst den Knochenstoffwechsel und das Risiko für Osteoporose steigt. Deshalb ganz wichtig:

  • Kalzium und Vitamin D um die Knochendichte zu erhalten.
  • Magnesium unterstützt sowohl die Knochen, hilft aber auch zu entspannen und verbessert den Schlaf

Um das Herz-Kreislaufsystem zu stabilisieren:

  • Omega 3 Fettsäuren: helfen auch bei Hitzewallungen und Depressionen

B-Vitamine für die Bildung von Botenstoffen und für die Nerven

  • B6 hilft Serotonin, Dopamin und Noradrenalin zu bilden und verbessert somit die Stimmung
  • B12 und Folsäure helfen Giftstoffe abzubauen

Antioxidantien: oxidativer Stress wird durch Östrogenabbau erhöht. Das führt auch zu vermehrter Faltenbildung der Haut

  • Vitamin E: kann auch Hitzewallungen lindern
  • VitaminC
  • Selen
  • Zink

Phytoöstrogene lindern Wechseljahrsbeschwerden – CAVE: bitte nicht einnehmen, wenn Sie an hormonabhängigem Brustkrebs erkrankt sind.

Zwar gibt es keine Studie, die den Nachweis erbringt, dass Phytoöstrogene Krebswachstum fördern würden – aber sicher ist sicher!

  • Isoflavone auf Soja und Rotklee sollen Hitzewallungen und Scheidentrockenheit lindern.

Bei Schlafstörungen und starken Stimmungsschwankungen

  • Melatonin
  • Tryptophan