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Hashimoto Thyreoditis und Kinderwunsch
Autoimmunerkrankung der Schilddrüse – Hashimoto Thyreoiditits
Die Schilddrüse ist ein kleines, aber sehr wichtiges Organ: es steuert ausgesprochen viele Stoffwechselprozesse und Regelkreise in unserem Körper. Störungen der Schilddrüsenfunktion sind recht häufig und können auch vorübergehender Natur sein. Zum Beispiel kann ein einfacher Jodmangel langfristig eine Unterfunktion der Schilddrüse nach sich ziehen, letztendlich auch mit Bildung eines Kropfs. Aber bei der Hashimoto Schilddrüsenentzündung liegt der Unter- bzw. Überfunktion der Schilddrüse eine Autoimmunerkrankung zugrunde.
Dies macht ihre Behandlung komplizierter und zugleich ist beim Vorliegen von Autoimmunreaktionen das Eintreten einer Schwangerschaft erschwert. Das heißt, selbst wenn mit Einnahme von Schilddrüsenhormon (meist L-Thyroxin, was dem Hormon T4 entspricht) der TSH Wert sich auf einem guten Niveau befindet (unter 2,5) es trotzdem oft schwer wird mit dem Schwanger werden.
Ursachen der Hashimoto Thyreoiditis
- Autoimmunreaktion: Das Immunsystem produziert Antikörper (z. B. Anti-TPO und Anti-Tg), die irrtümlich das eigene Schilddrüsengewebe angreifen.
- Eine genetische Veranlagung könnte auch eine Rolle spielen: Die Erkrankung tritt häufig familiär gehäuft auf und ist mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes oder rheumatoider Arthritis assoziiert.
- Umweltfaktoren wie Stress, Infektionen, Hormonschwankungen (z. B. Schwangerschaft), Jodüberschuss oder -mangel können den Ausbruch der Krankheit fördern.
Symptome der Hashimoto Thyreoiditis
Im frühen Stadium können sich Schilddrüsen-Unterfunktion und -Überfunktion abwechseln. Im weiteren Verlauf kommt es aber in der Regel zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Beschwerden entwickeln sich oft schleichend und umfassen Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit, Haarausfall, trockene Haut, Depressionen und häufig auch Verstopfung.
Diese Symptome treten auf, wenn die Schilddrüse durch die Autoimmunerkrankung nicht mehr genügend Hormone produziert:
- Allgemein:
- Müdigkeit, Erschöpfung
- Konzentrationsstörungen, „Brain Fog“
- Gewichtszunahme trotz unveränderter Ernährung
- Kälteempfindlichkeit
- Langsamer Stoffwechsel
- Haut und Haare:
- Trockene Haut
- Haarausfall
- Brüchige Nägel
- Psyche:
- Depressive Verstimmungen
- Antriebslosigkeit
- Gereiztheit oder Stimmungsschwankungen
- Muskeln und Gelenke:
- Muskelschwäche
- Gelenkschmerzen
- Krämpfe
- Kreislauf:
- Niedriger Blutdruck
- Langsamer Herzschlag (Bradykardie)
- Blutarmut (Anämie)
- Magen-Darm-Trakt:
- Verstopfung
- Blähungen
- Fortpflanzung:
- Zyklusstörungen (unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation)
- Verringerte Fruchtbarkeit
- Libidoverlust
Diagnose der Hashimoto Thyreoiditis
Die Diagnose wird durch folgende Untersuchungen gestellt:
- Bluttests:
- TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon): Meist erhöht bei Unterfunktion.
- fT3 und fT4 (freie Schilddrüsenhormone): Oft erniedrigt.
- Antikörper: Anti-TPO (Thyreoperoxidase-Antikörper) und Anti-Tg (Thyreoglobulin-Antikörper).
- Ultraschall: Zeigt oft eine verkleinerte oder unregelmäßig strukturierte Schilddrüse.
- Anamnese: Symptome und familiäre Vorbelastung.
Hashimoto Thyreoiditis und Fruchtbarkeit
- Schilddrüsenfunktion: Eine unbehandelte oder schlecht eingestellte Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), die bei Hashimoto häufig auftritt, kann den Menstruationszyklus beeinträchtigen und den Eisprung stören, was die Fruchtbarkeit reduzieren kann.
- Autoimmunreaktionen: Die Antikörper (Anti-TPO, Anti-Tg), die bei Hashimoto erhöht sind, könnten die Funktion der Eierstöcke beeinflussen oder die Einnistung der Eizelle erschweren. Zusätzlich ist das Risiko, weitere Autoimmunerkrankungen zu entwickeln, erhöht.
- Die für die Einnistung so wichtige Immunbalance kann gestört sein
- Die vorliegende chronische Entzündung begünstigt das Entstehen von freien Radikalen, die wiederum die Keimzellen in ihrer Entwicklung stören können
- Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten: Eine unzureichend eingestellte Schilddrüsenfunktion kann das Risiko für Fehlgeburten erhöhen.
1: Schulmedizinische Behandlung
L-Thyroxin, Ein synthetisches Schilddrüsenhormon (T4) ersetzt die fehlenden Hormone. Außerdem regelmäßige Verlaufskontrollen um die Dosierung richtig einzustellen. Wichtig: T4 ist die weniger wirksame (Speicher)Form des Schilddrüsenhormons und besitzt 4 Jodatome. Um es in aktives Schilddrüsenhormon umzuwandeln, spaltet der Körper ein Jodatom ab und macht daraus T3. Das bedeutet aber, dass bei der Verstoffwechselung von L-Thyroxin Jod freigesetzt wird. Deswegen sollten Frauen, die L-Thyroxin einnehmen, mit der zusätzlichen Zufuhr von Jod vorsichtig sein.
2: unterstützende Behandlung mit Mikronährstoffen
Hier geht’s zur Liste mit Mikronährstoffen bei Hashimoto-Thyreoditis und Kinderwunsch
Selen:
Wenn das Immunsystem die Schilddrüse angreift, kann es dort zu gefährlichen Stoffwechselreaktionen kommen. Dabei entstehen besonders viele aggressive Verbindungen und oxidativer Stress. Diese chemischen Verbindungen können auch in die Blutbahn geraten. Selen hilft bei der Entgiftung dieser gefährlichen Verbindungen und schützt so die Schilddrüse. Außerdem werden selenhaltige Enzyme benötigt, um die Schilddrüsenhormone auf- und abzubauen.
Selen scheint nach aktueller Studienlage eine dämpfende Wirkung auf die Aktivität der Hashimoto Thyreoiditis zu haben.
Die empfohlene Menge bei Hashimoto liegt bei 200 Mikrogramm pro Tag.
Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D
Vitamin D ist einer der wichtigsten Regulatoren des Immunsystems. Es liegt der Verdacht nahe, dass ein Vitamin D Mangel an Entgleisungen des Immunsystems und der Entstehung von Autoimmunerkrankungen mit beteiligt sein könnte. In Studien zeigen viele Teilnehmer mit Schilddrüsenerkrankungen und Hashimoto einen zu niedrigen Vitamin D Spiegel. Ich empfehle einen Wert zwischen 50 und 60 ng/ml. Die von der deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlene Menge von 1.000 IE Vitamin D pro Tag reicht dafür oft nicht aus. Das beste ist, seine Vitamin-D-Versorgung einmal testen zu lassen und dann genau auszurechnen, mit welcher Menge man seinen Spiegel aufsättigen kann. Ansonsten ist man vor allem im Winterhalbjahr gut beraten, zwischen 2.000 und 3.000 IE Vitamin D pro Tag einzunehmen.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren helfen bei Entzündungen und bei der Autoimmunkrankheit Hashimoto Thyreoiditis kommt es zu chronischen Entzündungsprozessen in der Schilddrüse.
Man sollte auf ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-6 und Omega-3 Fettsäuren achten, da Omega-6-Fettsäuren eher entzündungsfördernd wirken. Am besten eignen sich Fette aus Fisch, Krill oder Algen, da sie einen hohen Anteil an EPA-Fettsäuren haben. Pflanzliche Omega-3-Lieferanten wären z.B. Leinöl, Olivenöl oder auch Nüsse. Hier findet man ein höheren Anteil an DHA Fettsäuren.
Entzündungshemmende Wirkung:
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, bei der chronische Entzündungen die Schilddrüse schädigen. Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) haben entzündungshemmende Eigenschaften, die durch die Hemmung von proinflammatorischen Botenstoffen wie Prostaglandinen und Leukotrienen entstehen. Dadurch können sie möglicherweise die Autoimmunreaktion und die damit verbundene Gewebeschädigung abschwächen
Unterstützung der Immunfunktion und hormonelle Balance:
Omega-3-Fettsäuren fördern ein ausgewogenes Immunsystem und könnten so helfen, überschießende Immunreaktionen, die bei Hashimoto auftreten, zu modulieren
Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Zellmembranen und verbessern die Signalübertragung von Hormonen, einschließlich der Schilddrüsenhormone.
Begleitbeschwerden
Viele Frauen mit Hashimoto leiden an Begleitbeschwerden wie Gelenkschmerzen, depressiven Verstimmungen oder kognitiven Einschränkungen („Brain Fog“). Omega-3-Fettsäuren haben positive Effekte auf die Gelenkgesundheit, das Nervensystem und die Stimmung.
Außerdem wirkt eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft sich auch gesundheitsfördernd auf das Baby aus.
Eine tägliche Zufuhr von 2.000 – 3.000 mg währe ideal.
Antioxidantien
Freie Radikale spielen eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Schilddrüse, insbesondere im Zusammenhang mit der Produktion von Schilddrüsenhormonen und ihrer potenziellen Schädigung des Gewebes bei Erkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis.
Freie Radikale sind hochreaktive Moleküle, die bei verschiedenen Stoffwechselprozessen entstehen. In der Schilddrüse entstehen sie insbesondere durch die Hormonproduktion: Bei der Synthese der Schilddrüsenhormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin) wird Wasserstoffperoxid (H₂O₂) benötigt. Dieses Molekül ist essenziell für die Jodierung von Thyreoglobulin, einem Vorläuferprotein der Schilddrüsenhormone. Dabei entstehen jedoch auch reaktive Sauerstoffspezies (ROS), eine Form freier Radikale.
Wenn die Menge an freien Radikalen die Kapazität antioxidativer Abwehrmechanismen übersteigt, kommt es zu oxidativem Stress, der Schilddrüsenzellen schädigen kann. Bei Hashimoto-Thyreoiditis oder anderen entzündlichen Erkrankungen der Schilddrüse ist das Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien oft gestört.
- Dies kann die Autoimmunreaktion verstärken, indem oxidativ geschädigte Zellen und Moleküle das Immunsystem weiter aktivieren! Vor allem bei Kinderwunsch können sich diese Prozesse sehr negativ auswirken, denn sie führen zu:
- DNA-Schäden: Freie Radikale können DNA-Mutationen in den Schilddrüsenzellen verursachen, was langfristig das Risiko für Schilddrüsenknoten oder -tumoren erhöhen könnte.
- Zellschädigung: ROS können Lipide, Proteine und andere Zellbestandteile schädigen, was die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigt.
- Förderung der Autoimmunität: Oxidative Schäden an Thyreoglobulin oder anderen Schilddrüsenproteinen können Autoantikörperbildung begünstigen.
Es sollte also auf jeden Fall die Bildung körpereigener Antioxidantien unterstützt werden. Dies kann man über eine entsprechende antientzündliche Ernährung, die Zufuhr von Antioxidantien von außen über Mikronährstofftherapie aber auch über Stressreduktion und Vermeidung schädlicher Angewohnheiten wie dem Rauchen erreichen.
zu den wichtigsten Antioxidantien gehören:
- Selen: Ein Schlüsselmineral für die Aktivität der Glutathionperoxidase, das oxidativen Stress in der Schilddrüse reduziert.
- Vitamin C und Vitamin E: Beide wirken als Antioxidantien und schützen die Zellmembranen vor Schäden.
- Zink: Unterstützt antioxidative Enzyme und das Immunsystem.
- sekundäre Pflanzenstoffe
Behandlung von Hashimoto Thyreoditis mit chinesischer Medizin
in der TCM wird dieses komplexe Krankheitsbild entsprechend ihrem Muster behandelt: Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse würden wir über passende Akupunkturpunkte vor allem mit viel Moxa (Wärmeanwendung) arbeiten, wir würden das Immunsystem unterstützen und Stress reduzieren. Bei Kinderwunsch würden wir versuchen, das Zyklusgleichgewicht wieder herzustellen und eine Befruchtung und Einnistung zu ermöglichen. Außerdem können chinesische Kräuter eine Veränderung zum Besseren unterstützen.
Was aber trotz allem nicht vergessen werden darf: Alle Maßnahmen – auch die Mikronährstofftherapie – sind als begleitende Therapien anzusehen. Sie können Hashimoto nicht heilen, aber unter Umständen den Krankheitsverlauf abmildern und verlangsamen, vor allem aber Ihre Befindlichkeit deutlich verbessern.
Die besten Voraussetzungen werden geschaffen, wenn sich schulmedizinische Therapie und begleitende Therapien sinnvoll ergänzen. Vereinbaren Sie gerne einen Termin in meiner Praxis, damit wir gemeinsam den für Sie besten Weg finden!