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Folsäure und Fruchtbarkeit
Folsäure schon bei Kinderwunsch
Dass Folsäure in der Schwangerschaft sehr wichtig ist, wissen die meisten. Spätestens bei den Vorsorgeuntersuchungen wird der Arzt darauf hinweisen. Folsäure, auch unter dem Namen Vitamin B9 bekannt, ist ausgesprochen wichtig für die Entwicklung des Ungeborenen. Denn noch immer kommen in Deutschland Jahr für Jahr 500 bis 800 Kinder mit Spina bifida, einem offenen Rücken, zur Welt. 500 Schwangerschaften werden aufgrund der Diagnose Neuralrohrdefekt abgebrochen. Die Einnahme von Folsäure reduziert dieses Risiko nachweislich. Da sich das Neuralrohr zu einem Zeitpunkt verschließt, an dem die Schwangerschaft in der Regel von der Frau noch nicht bemerkt wurde, macht Vorsorge Sinn. Folsäure sollte also schon eingenommen werden, sobald Kinderwunsch besteht.
Eine ausreichende Versorgung mit Folsäure beugt auch einem niedrigen Geburtsgewicht des Babys vor und Früh- und Fehlgeburten sind seltener. Außerdem beugt Folsäure Missbildungen am Herzen und am Harntrakt vor.
Kombinationspräparate mit Folsäure
Eher zufällig zeigte sich im Jahr 1994 im Rahmen einer ungarischen Studie der hohe Nutzen eines Kombinationspräparats, das neben 800 µg Folsäure die B-Vitamine B2, B6 und B12 sowie Spurenelemente enthielt. Insgesamt wurden 5502 Frauen untersucht.
Das Präparat wurde mindestens einen Monat vor Beginn der Schwangerschaft sowie zwei Monate danach eingenommen. Während in der Gruppe mit dem Kombinationspräparat kein einziger Neuralrohrdefekt auftrat, waren es in der Kontrollgruppe mit einem Placebo sechs.
Besonders interessant war, dass auch Fehlbildungen am Urogenitaltrakt und am Herzen seltener waren. In einer Neuauflage der Studie aus dem Jahre 2004 mit mehr als 6000 Frauen konnte die positive Wirkung in jeder Hinsicht bestätigt werden.
Erklärt wird der günstige Effekt des Multivitaminpräparats nicht nur mit der hochdosierten Folsäure, sondern auch durch die zusätzlichen B-Vitamine, die auch alle am Homocysteinstoffwechsel beteiligt sind.
Homocystein und Folsäure
Homocystein ist ein Zwischenprodukt des menschlichen Stoffwechsels. In hohen Dosen hat es eine schädliche Wirkung und muss deshalb vom Körper abgebaut werden. Ein hoher Homocystein-Spiegel schädigt die Blutgefäße und erhöht auch das Risiko von Neuralrohrdefekten beim Ungeborenen.
Um Homocystein weiter umwandeln und abbauen zu können, braucht der Körper unter anderem Folsäure. Diese wird dabei aber verbraucht. Auch Vitamin B12 ist notwendig für den Abbau von Homocystein.
Folsäure oder Folat?
Folat ist die natürliche Form des Vitamin B9, so wie es in grünen Blattgemüsen und anderen Lebensmitteln vorkommt. Folate (Folat-Verbindungen) aus der Nahrung werden allerdings nur zu ca. 50 % vom Körper aufgenommen.
Folsäure wiederrum ist die synthetische Form des Vitamin B9. Sie wird vom Körper besser resorbiert und zu fast 100 % aufgenommen.
Achtung:
Um die Folsäure in ihrer synthetische Form dann aber auch verwerten zu können, muss der Körper sie nochmals in ihre bioaktive Form umwandeln. Dies geschieht im Dünndarm und in der Leber in einem mehrstufigen Prozess. Dafür braucht der Körper auch bestimmte Enzyme – aber aufgrund einer Genveränderung ist dieser Prozess bei ca. 50 % aller Menschen nur unzureichend möglich.
Das heißt im Klartext: die Hälfte der Menschen können synthetische Folsäure nur unzureichend verwerten.
Die Rettung
Die Folate schon in ihrer bioaktiven Form einnehmen, und zwar in Form von L-5-Methyl-Folat. So wird die Versorgung sichergestellt und gleichzeitig muss sich der Körper nicht mit nicht abbaubarer Folsäure herumschlagen. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass dies je nach Stoffwechsellage sogar krebserregend sein kann:
Wird synthetische Folsäure nicht mithilfe der enzymatischen Prozesse verstoffwechselt, dann reichert sie sich im Organismus an. Das kann zu DNA-Schäden führen.
Besonders bei Frauen ist genetisch bedingt die Aktivität des Enzyms für die Umwandlung von Folsäure in bioverfügbares Folat häufig gedämpft. So kann es zu Schäden im Erbgut kommen. Auch bei Stress oder Entzündungen soll synthetische Folsäure aus Nahrungsergänzungsmitteln zu einer aggressiven Form umgewandelt werden, die ebenfalls Zellschäden begünstigt. Bei natürlichem Folat besteht dieses Risiko nicht.
L-5-Methyl-Folat, also das bioverfügbare Folat, ist unter den Markenbezeichnungen „Quatrefolic“ oder „Metafolin“ erhältlich.
Mein Tipp
Verwenden Sie entweder Produkte mit reinem, bioverfügbaren Folat oder mit einem Verhältnis von 50 % Folsäure und 50 % bioaktives Folat. Vor allem bei hohen Dosierungen von täglich 800 µg ist das sehr wichtig.
Verwenden Sie ein gutes Kombinationspräparat, in dem außer ausreichend Folat/Folsäure auch die restlichen wichtigen B-Vitamine und Spurenelemente vorhanden sind.
Beginnen Sie mindestens 4 Wochen vor der geplanten Schwangerschaft mit der Einnahme von hochwertigen Folsäureprodukten.
In meiner Praxis empfehle ich z.B. die folgenden Produkte von der Firma Formmed:
B9-form 400+ bzw. B9-form 800+ als reine Metafolin-Präparate oder, bei Kinderwunsch,
Fema-in-form Kinderwunsch multi+, hier ist außer Folsäure und Folat auch alles notwendige andere enthalten.
Wenn Sie mehr zu Nahrungsergänzungsmitteln bei Kinderwunsch wissen möchten, dann finden Sie einige Tipps in meiner Liste.