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IVF naturelle
Die sanfte IVF
Das ist wohl eine der niederschmetternsten Diagnosen, die ein junges Paar mit Kinderwunsch bekommen kann: Dass sie auf eine künstliche Befruchtung angewiesen sein werden, wenn sie jemals Eltern werden wollen.
In meiner Praxis betreue ich sehr viele Paare, die das erlebt haben. Wenn wir die eingeschränkte Fruchtbarkeit von einem ganzheitlichen Blickwinkel aus betrachten, fallen Gott sei Dank immer wieder eine ganze Reihe von Paaren auf, deren Situation durchaus noch Anlass zu Hoffnung gibt. Sie können durch eine entsprechende Behandlung mit chinesischer Medizin, mit einer Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten oder mit anderen, sanften Methoden durchaus von ganz alleine schwanger werden.
Aber leider gibt es auch Paare, bei denen an der Diagnose nicht zu rütteln ist und die ohne medizinische Hilfe durch eine künstliche Befruchtung nicht schwanger werden können. Das sehen wir zum Beispiel bei beidseitig verschlossenen Eileitern oder auch, wenn der Mann nicht zum „normalen“ Geschlechtsverkehr in der Lage ist (gib es übrigens öfter, als man denkt! Ist aber leider ein absolutes „Tabu-Thema“)
Eine künstliche Befruchtung heißt ganz einfach: Eizelle und Spermium treffen sich zur Befruchtung außerhalb des Körpers. Der sich daraufhin entwickelnde Embryo wird dann zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Befruchtung wieder in die Gebärmutter
zurückgesetzt.
Künstliche Befruchtung (IVF oder ICSI) auf herkömmliche Weise
Eingeleitet wird ein Stimulationszykus oft mit einem Vorzyklus, der durch Hormone fremdgesteuert wird. Man will ja planen können.
Am dritten Tag des Stimulations-Zyklus beginnt die Frau mit dem Spritzen der Hormone, die die Eizellreifung fördern. Die Dosen sind meist ziemlich hoch, ist das Ziel doch, möglichst viele Eizellen zu produzieren. Da, wo normalerweise in einem Zyklus nur eine einzige reife Eizelle hervorgebracht wird, sind es in so einem Stimulationszyklus teilweise zwanzig oder sogar noch mehr. Selbst 38 Eizellen habe ich bei einer Patientin schon erlebt!
Da der Körper der Frau unter natürlichen Bedingungen niemals so etwas erlauben würde, wird die körpereigene Hormonregulation außer Kraft gesetzt: das ist die „Downregulation“. Mit einem Nasenspray oder auch über Spritzen blockiert man die Wirkung der körpereigenen Hormone.
Risiko: Überstimulation! Das Fatale am Überstimulations-Syndrom ist, dass es leider erst NACH der Eizellentnahme erkennbar wird. Dann kann man aber nichts mehr machen. Im besten Fall äußert es sich mit Bauchschmerzen und Blähbauch, im schlimmsten Fall kann es lebensbedrohlich werden und einen Krankenhausaufenthalt nötig machen.
Wenn per Ultraschall festgestellt wird, dass die Eizellen überwiegend eine entsprechende Größe haben, wird der Eisprung mit Hilfe einer Hormonspritze ausgelöst. Innerhalb eines genau festgelegten Zeitfensters muss die Frau dann zur Eizellentnahme in die Klinik gehen: die vielen Eizellen sollen ja punktiert werden und nicht einfach in der Bauchhöhle verschwinden. Auch hier kommt es leider immer wieder vor, dass zwar im Ultraschall zwei Tage vorher noch 15 – 20 Eibläschen zu sehen waren, bei der Punktion aber „nur“ drei gewonnen werden können. Der Rest? Leider zu spät gekommen. Ich höre immer wieder von Frauen, dass sie auf dem Weg in die Klinik oder auch dort im Wartezimmer spüren, wie Eisprünge stattfinden – und diese Eizellen sind dann völlig umsonst „hochgezüchtet“ worden.
Das andere Extrem: Es sind 15 – 20 Eibläschen zu sehen, die Größe scheint ausreichend, es wird ausgelöst: und nur zwei lassen sich befruchten, da alle anderen unreif waren.
Das ist sicherlich nicht die Regel, aber es kommt immer wieder vor.
Die Eizellentnahme
Die Eizellentnahme selber ist eine riskante Angelegenheit: Die Frau braucht eine Narkose, es kann zu Verletzungen der inneren Organe sowie der Eierstöcke und zu inneren Blutungen kommen. Ich habe einen solchen Fall in meiner Praxis erlebt: Die Patientin hatte nach der Eizellentnahme sehr starke Schmerzen, die immer schlimmer wurden. Sie hatte mehrmals in ihrem Kinderwunschzentrum angerufen und um Hilfe gebeten. Man sagte ihr am Telefon nur, sie solle sich hinlegen und Schmerzmittel nehmen. Als dann nach drei Tagen der Transfer stattfinden sollte, stellte man fest, dass bei der Eizellentnahme der ganze Eierstock durchstoßen worden war und es in den ganzen Tagen in die Bauchhöhle geblutet hatte. Sie wurde daraufhin sofort in eine Klinik gebracht und notoperiert. Sie hat es überlebt: aber der eine Eierstock ist hin!
Der Embryotransfer
Um die Chancen zu erhöhen, werden oft zwei oder sogar drei Embryonen in die Gebärmutter zurückgesetzt. Das hängt auch vom Alter der Frau ab. Das Risiko, mit Mehrlingen schwanger zu werden, ist hier natürlich deutlich erhöht. Zumal, wenn sich der eine oder andere Embryo den „Spaß“ erlaubt, sich nochmals zu teilen und einen Zwilling hervorzubringen.
Wussten Sie übrigens, dass nach einer künstlichen Befruchtung das Risiko einer Eileiterschwangerschaft höher ist, als bei einer ganz normalen Befruchtung? Da fragen sich viele: wie kann das denn sein? Ganz einfach: nachdem der Embryo in der Gebärmutter angekommen ist, „sucht“ er noch ca. 3 Tage nach einem geeigneten Platz zur Einnistung. Unter normalen Bedingungen würde er zwischen dem 5. Und 7. Tag nach der Befruchtung in der Gebärmutter ankommen. Bei einem Embryotransfer ist dies deutlich früher. Vielleicht hat es damit zu tun, dass er sich erst nochmal in Richtung Eileiter bewegt?
Langzeitfolgen für die Frau
Die Langzeitfolgen der Hormonstimulation für die Frauen sind noch nicht absehbar. Das Krebsrisiko scheint jedenfalls zuzunehmen. In meiner Praxis sehe ich bei Frauen, die eine oder mehrere hochdosierte Stimulations-Zyklen hinter sich haben fast immer eine Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands. Grunderkrankungen wie Endometriose oder PCOS werden schlimmer, Zyklusstörungen treten auf. Durch den enormen Stress, den so eine Behandlung mit sich bringt, sind auch oft Schlafstörungen und langfristige psychische Probleme zu sehen. Auch ein deutlicher Mangel an Mikronährstoffen kann sich einstellen: braucht der Körper doch zum Abbau der ganzen Hormonflut jede Menge B-Vitamine und andere Mikronährstoffe. Diese fehlen dann an anderer Stelle.
Nach einer Hormonstimulation lohnt es sich auf jeden Fall, den Körper bei der Entgiftung und beim Abbau der ganzen Hormone zu unterstützen. Das schafft saubere Verhältnisse und gibt dem körpereigenen Hormonsystem die Chance, sich wieder zu regulieren.
Risiken für das Kind
Auch für die Kinder könnte sich die Hormonstimulation negativ auswirken: es gibt Hinweise darauf, dass IVF-Kinder früher und häufiger als ihre „normal“ gezeugten Altersgenossen an Herz-Kreislauferkrankungen und Arteriosklerose leiden. Weiteres bleibt abzuwarten.
Spielverderber?
Viele denken nun sicherlich: was soll das? Immerhin gibt es weltweit fast 5 Millionen Kinder, die durch IVF zur Welt kamen. Und die Tendenz ist steigend. Aber mal ehrlich: welches Kinderwunschzentrum klärt wirklich über die Risiken auf?
Bestimmt ist es so, dass ein modernes Zentrum, dass sich bemüht individuell auf die Situation jedes einzelnen Paares einzugehen, auch großartige Arbeit leistet. Es gibt ja längst nicht bei jeder Behandlung Nebenwirkungen, wie ich sie geschildert habe. Aber nichts desto trotz sind die Risiken da! Und nun kommt die gute Nachricht:
IVF naturelle: die sanfte Alternative
Eine IVF ist auch ohne oder mit ganz wenig gezielt verabreichten Hormonen möglich!
Die sanfte IVF findet im spontanen, natürlichen Zyklus der Frau statt. In der Regel wird eine Hormonspritze zum Auslösen des Eisprungs gegeben, um alles planbarer zu machen, aber es geht auch ganz ohne. Das eine, natürlich herangereifte Eibläschen wird dann unter Ultraschallkontrolle punktiert, auch eine Narkose ist dafür nicht notwendig. Auf diese Art kann es weder zu einer Überstimulation kommen noch besteht ein Narkoserisiko. Auch Mehrlingsschwangerschaften sind nicht häufiger, als es auch unter natürlichen Bedingungen eineiige Zwillinge gibt.
Eine Voraussetzung ist natürlich ein funktionierender Zyklus mit Eisprung. Vor allem bei Paaren, bei denen die natürliche Befruchtung an der Spermienqualität des Mannes scheitert, haben hier gute Chancen. Aber auch Frauen mit einer erhöhten Sensibilität gegenüber Hormonen, z.B. nach Brustkrebs oder einem Brustkrebsrisiko oder bei Endometriose sind mit der IVF naturelle auf der sicheren Seite.
Um den Zyklus zu regulieren und um sich auf eine IVF vorzubereiten, bietet sich die Naturheilkunde, vor allem die TCM an. Auch mit einer fruchtbarkeitsfördernden Ernährung und entsprechenden Mikronährstoffen schaffen Sie ein gutes Fundament für einen regelmäßigen Zyklus bei einer gleichzeitigen Förderung der Eizellqualität.
Dieses Argument wird nämlich häufig ins Feld geführt: Mit weniger Eizellen hat man auch eine geringere Chance, schwanger zu werden. Man darf aber hier nicht vergessen, dass bei einer herkömmlichen Stimulation zwar oft viele Eizellen heranreifen, aber viele davon auch von minderer Qualität sind. Die Natur weiß von allein am besten, welche Eizelle im jeweiligen Zyklus die beste ist. Denn nur diese wird sich für den Eisprung qualifizieren. So sind die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer bei der natürlichen IVF höher als bei der klassischen IVF.
Warum bieten so wenige Kliniken IVF naturelle an?
Ganz einfach: es erfordert viel mehr Organisation und Flexibilität. Da viele Kliniken einfach nur noch über Masse funktionieren, können sie das gar nicht leisten. Es lohnt sich aber, in seinem Kinderwunschzentrum gezielt nachzufragen: Manchmal kann dann doch ein solches Vorgehen möglich gemacht werden.
Darüber hinaus gibt es mittlerweile einige Kliniken, die sich sogar auf IVF naturelle spezialisiert haben.
Auf dieser Seite des Kompetenznetz IVF-Naturelle können Sie sich informieren.